Wolffsohn: "Nie wieder? Schon wieder!"
07.04.2024
„Dieses Buch ist allen gewidmet, die Herz und Verstand miteinander verbinden“. Klarer, prägnanter und treffender hätte es Michael Wolffsohn nicht formulieren können. Denn bereits mit dieser Widmung stellt er glasklar fest: Wer immer noch für eine unbegrenzte Aufnahme von Flüchtlingen nach Deutschland (und nach ganz Europa) ist, muss ein Herz aus Stein und ein Verstand aus Watte haben.

Das schließt direkt eine bestimmte Lesergruppe aus: Die Mehrheit links-grüner Genoss*innen. Diese schäumen nur so vor punktuell-erratischen Gefühlsausbrüchen mit einer Prise Moralismus. Man erinnere sich zum Beispiel an das hysterisch-moralinsaure „Welcome refugees“ vieler erwachsener Frauen oder an die kopflose Idolatrie erwachsener Männer für ein kleines schwedisches Schulmädchen. Wolffsohns Gedanken sind für jene definitiv zu kopflastig, zu vernünftig.

Doch auch nicht wenige der politisch gegenüberliegenden Seite werden wenig mit diesem Bändchen von Wolffsohn anfangen können. Zu „mitgefühlig“, zu gefühlsduselig, zu menschlich würde es für diese sein. Setzen doch nicht wenige, wie viele der links-grünen Genoss*innen, Ökonomie mit Vernunft gleich. Während das Mantra der einen lautet „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft“, so heißt es auf der politisch anderen Seite: „Moralismus, Moralismus, Moralismus“.

Was die einen zu wenig haben, haben die anderen zu viel. Und umgekehrt. Deswegen können beide Seiten so viel von Wolffsohn lernen: Die einen mit dem Verstand zu fühlen, die anderen mit dem Herzen zu denken. Hierbei bezieht sich Wolffsohn, wie der Titel „Nie Wieder? Schon Wieder! - Alter und neuer Antisemitismus“ erklingen lässt, auf den erstarkenden Antisemitismus in Deutschland. Zentral hierbei: die links-grüne „Kulturschickeria“. Sie sieht in „jedem Migranten einen guten, unterdrückten und in seiner Heimat entrechteten Mensch“.

Daher lautet Wolffsohns These auch: „Wie eh und je ist der Antisemitismus die oder zumindest eine Eintrittskarte in die europäische Gesellschaft.“ Weiter heißt es: „Wer zu den Kulturhegemonen gehören möchte, braucht den entsprechenden und dort geforderten Antisemitismus als Eintrittskarte, wobei der Antizionismus bzw. Antiisraelismus als Variante des Antisemitismus vorherrscht“. Kultur, Wissenschaft und Medien. Wer hier reüssieren möchte, muss demnach nicht nur gendern und der Klimaideologie huldigen, sondern auch antisemitisch eingestellt sein.

Wer sich in diesen Kreisen bewegt hat oder sich noch immer dort bewegen muss, weiß: Es ist eine düstere, aber durchaus realistische Beschreibung. Noch düsterer wird Wolffsohn jedoch, wenn es um die Zukunft der Juden in Deutschland geht: „Die Gretchenfrage lautet: Haben Juden in Deutschland eine Zukunft? Meine Antwort: Aufgrund der Demografie und der damit verbundenen antijüdischen Ideologie(n) langfristig so wenig wie in den anderen Staaten des Diaspora“.

Dieses wenig zuversichtliche Urteil Wolffsohns ist größtenteils der mehrere Jahre andauernden links-grünen ideologischen Politik zuzuschreiben. Insbesondere ihre Unterstützung der Hamas, vor allem durch ihre links-grünen Projekte in Palästina. Erst durch diese links-grüne Unterstützung konnte sich die Hamas zur heutigen Stärke entwickeln und Israel in diesem Ausmaße angreifen. So wie letztes Jahr im Oktober geschehen.

Nicht jede Erkenntnis braucht ihre Zeit, um zu reifen. Manchmal braucht es nur einen Moment im Leben, um plötzlich sehen zu können. Um realistisch sehen zu können. So wie am 7. Oktober 2023. Das war sicherlich ein Wendepunkt für viele. So auch in Wolffsohns Denken. Es war definitiv das Ereignis, das ihn zu seinem vernichtenden Urteil getrieben hat. Zwei Reden im Buch verdeutlichen das Ganze.

Es handelt sich um zwei Reden, die Wolffsohn als Gedenkrede zur Reichskristallnacht am 9. November 1938 vor dem Berliner Abgeordnetenhaus, verfasst hatte. Nur eine der beiden Reden trug er tatsächlich vor. Nämlich diejenige, die er nach (!) dem Angriff der Hamas auf Israel, geschrieben hatte. Beide nebeneinander und nacheinander lesen zu können, zeugt von diesem oben genannten Moment.

Deswegen geht kein Weg an Wolffsohns „Nie Wieder? Schon Wieder!“ vorbei. Zum Einen findet jeder die Zeit die nicht einmal 100 Seiten zu lesen. Zum Anderen spricht ein Mann, der als Jude zwar selbst betroffen ist, sich aber nicht von seiner Betroffenheit die Vernunft vernebeln lässt. Es berichtet jemand, der weiß, wovon er redet. Jemand, der die eigene Erfahrung mit objektiven Theorien verbinden kann - und dazu noch zu den richtigen Schlussfolgerungen kommt. Das macht das Büchlein auch so schön zu lesen. Weil es einfach ein kluges Buch ist. Geschrieben mit Herz. Und mit Verstand.

Wolffsohn, Michael (2024). „Nie Wieder? Schon Wieder! - Alter und neuer Antisemitismus“. München: Herder.
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