Startseite                                                                                                                                                IMpressum    







Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.

Der Vierte Karenztag.
Krank oder nicht krank?
Bereit und nicht bereit.
Der Tag der Entscheidung.
Für den asketischen Rückzug.
Für die gedankliche Freiheit.
Der Vierte Karenztag.


                                                                                                                       
                                         
Schwangerschaftsfolgenabschätzung
Betreutes Denken weiter auf Vormarsch!
29.03.2018
Wo bleiben die Feministinnen, wenn man sie braucht? Der Bürokratieapparat hat eine neue Zielgruppe gefunden: werdende Mütter. Seit dem 01.01.2018 sollen Studentinnen und Praktikantinnen ihre Schwangerschaft melden.

Dass die Demarkationslinie zwischen Staat und Privatheit keine fixe Konstante, sondern eine von Menschen gemachte ist, sollte klar sein. Was nicht ganz klar ist: Warum überschreitet der Staat diese Linie und mischt sich in immer mehr private Bereiche ein? Warum müssen Studentinnen und Praktikantinnen seit dem 01.01.2018 nach dem Mutterschutzgesetz (kurz: MuSchG; Anmerkung: ist es Zufall, dass dieses Akronym an die platte Bezeichnung des weiblichen Empfängnisorgans erinnert?) ihre Schwangerschaft melden?

Selbstverständlich diene es der Gesundheit der werdenden Mutter und Ihres Ungeborenen, so im MuSchG. Und da ist er wieder. Nicht die nährende Mutter, sondern Hobbes „Leviathan“. Oder in neuem sprachlichen Gewand gesprochen: der Paternalismus. Oder aber unverblümt: Fremdverantwortung zu Gunsten von Selbstverantwortung. Nicht die Schwangere ist - in Abwandlung nach John Stuart Mill - Herr „über sich selbst, über ihren eigenen Körper und Geist“, sondern der Staat.

Offenkundig wird hier die Selbstbestimmung der Frau unverfroren angefochten und mit selbstdiktierten Schutzmaßnahmen geschmückt. Doch was wenn die Schwangere ihre Schwangerschaft nicht melden möchte? Was wenn sie ohne staatlichen Zwang Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen möchte? Und noch weiter gedacht: Was passiert bei bewusster Nichtmeldung? Gibt es auch beim Strafmaß eine entsprechende Mutterschutzfrist?

Spätestens hier fragt man sich, wo die ganzen freiheitsliebenden Gesinnungstöchter und -enkel von Alice Schwarzer bleiben. Aber anscheinend interessiert das die engagierten Feministinnen nicht. Lieber treffen sie sich auf Workshops, wie etwa dem Einüben von Methoden zur eigenen weiblichen Biografiearbeit.

Aber zurück zum MuSchG: Als weiteres Argument für die Meldepflicht der Schwangerschaft wird die Gegenmaßnahme einer Benachteiligung am Arbeitsplatz, in der Ausbildung oder im Studium genannt. Das impliziert die Unzurechnungsfähigkeit der werdenden Mutter. Denn nach dieser Logik ist sie Opfer ihres Hormoncocktails, der sie nicht nur unzurechnungsfähig macht, sondern darüberhinaus noch intellektuell beeinträchtigt. Schwangerschaft als Zustand der Behinderung sozusagen. Hier trifft Empörungsnarrativ auf Opfernarrativ.

Hierzu gehört auch die Erstellung einer „Gefährdungsbeurteilung“ für die als temporär gestempelt Behinderte - also die Schwangere - wenn sie trotz Schwangerschaft weiterhin studieren möchte. Man kann sich das wie eine Schwangerschaftsfolgenabschätzung vorstellen, in der stichpunktartig abgeschätzt wird, wie sie ihr Studium „mit möglichst wenig Einschränkungen bei optimalem gesundheitlichen Schutz für [sie] und [ihr] Kind“ fortsetzen kann. Zur Krönung des Ganzen rundet ein „freiwilliges“ Gesprächsangebot das gesamte Paket zusätzlich ab.

Man kann das alles befürworten und progressiv finden. Aber aus ethischer Perspektive scheint es zutiefst fragwürdig. Nach Dworkin bedeutet Selbstbestimmung (self-determination) nach seinen eigenen Präferenzen entsprechend zu handeln. Diese Selbstbestimmung wiederum ist ein wesentliches Merkmal von Autonomie - aber nicht im Sinne von „autonomem Fahren“.

Vielleicht ist aber gerade das der Beginn eines neuen Narrativs? Dem des „autonomen Denkens“, bei dem wir staatlich betreut denken und handeln. Das Narrativ der Empörung füllt bereits unsere zeitgemäß-intellektuelle Luft. Die Echowellen breiten sich von maroden Schulgebäuden bis hin zu schwammig-diffusen Schlagworten wie etwa der sozialen Gerechtigkeit aus. Topisch wie narrativ sind die Wellen nicht klar einzugrenzen. Das liegt in der Natur der Sache selbst. Wellen sind dynamisch.

Manchmal muss man eben die Leute zu ihrem Glück zwingen. Wie etwa mit diesem „autonomen Wohlfühlmutter-Rundumsorglospaket“.

Aus dieser Perspektive wäre nun endlich klar, weswegen das Thema Pflege in aller Munde erscheint. Denn es ist das Fundament jedweden betreuten Denkens. Und das MuSchG nur ein Teil davon.

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.





















                                                                     
                     
 


                                                  
                                                                                                                                                                    © bertha stein