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Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.

Der Vierte Karenztag.
Krank oder nicht krank?
Bereit und nicht bereit.
Der Tag der Entscheidung.
Für den asketischen Rückzug.
Für die gedankliche Freiheit.
Der Vierte Karenztag.


                                                                                                                       
                                         
Quantified mediocrity
Wir sind smart, wir sind agil!
26.04.2018
Dass so einiges schief gehen kann, wissen wir nicht nur seit der politischen Kunstinstallation BER, dem Berliner Flughafen. Während täglich Kosten von 1,3 Millionen Euro unter anderem für die Instandhaltung des BER fallen, ist es durch „Spiel, Spaß und Spannung“ zum Politiküberraschungsei aufgestiegen.

Mal vergaß man die Lichtschalter im BER zu installieren, ein andermal mussten 750 Monitore für die Fluggastinformationen ausgetauscht werden, da sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatten. Wer hier behauptet die sharing economy hätte nicht ihre Anhänger - immerhin fließen nun 500.000 Euro in die Monitorbranche ein -, sei zusätzlich auf die Rotation im BER-Vorstand hingewiesen, die sich samaritermäßig ihre Gehälter sharen.

Anything goes gilt auch hier. So wie das Sankt Florian-Prinzip. Es besagt, dass statt Gefahrenlagen zu lösen, diese weiter auf andere Personen verschoben werden: „Heiliger Sankt Florian/ Verschon‘ mein Haus/ Zünd‘ and‘re an!“ Solche Klugheiten - und sicherlich Dutzend andere - müssen erstmals aufgrund ihrer durchtriebenen Schlagkraft dem menschlichen Verstand von professionell geschulten Beratern weitervermittelt werden. Alleine kommt man sonst nicht darauf.

Zur weiteren Unterstützung gibt es zahlreiche Ratgeber. Zur „richtigen“ Selbstdarstellung, zur „richtigen“ Kommunikation, zum „richtigen“ Leben. Standardisierung und Normierung, Durchschnitt und Mittelmaß. Das sind die Schlagworte der Postmoderne, mit denen sich der hypervernünftige Idiot zum hypermediokern, aber „richtigen“ Konformisten verschandelt.

Denn seine Algorithmen mit ihrer „Wenn-Dann“-Logik und das Big Data Mining, also die computergestützte Analyse großer Datensammlungen auf bestimmte Gesetzmäßigkeiten und unbekannte Zusammenhänge hin, wollen dem fleischgewordenen homo algorithmus einfach nichts sagen. Das Datendickicht ist so undurchschaubar, dass man nicht weiß, wo oben und unten, wo rechts und links sind. Die 112 zu wählen, hilft auch hier nicht weiter, geschweige denn die NSA.

Wenn man das schon nicht ändern kann, muss eine andere Lösung her, die dann lautet: die eigene Schwäche zu einer Stärke hochstilisieren, das eigene Unvermögen in eine innovative Formel packen oder in den Worten einer starken Märchenfigur und der sozialdemokratischen Philosophin Andrea Nahles: „Ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt.“

Agiles Arbeiten oder in anglifizierter Form die Scrum-Methode ist nur ein Beispiel. Die einzelnen Arbeitsschritte, die Endkosten und andere Aspekte werden nicht festgelegt, da sie im wachsenden Datenbusch nicht festgelegt werden können und von äußeren Umständen abhängig sind. Es kann ja sein, dass es notwendig wird den Freund eines Freundes zu beschäftigen; aus rein beruflichen Gründen natürlich. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Der BER ist ein schönes Beispiel.

Wie Facebook eins für den salonfähigen „Denkschoner“ ist. Denn hier heißt es „gefallen“ oder „nicht gefallen“ und mit dieser dichotomischen Weltsicht lässt es sich effizient und denkschonend leben. Können wir also hoffen - dank sei Facebook - noch länger zu leben? Schließlich beanspruchen wir unseren hinter den Augen liegenden Neuronenklumpen weniger und beschmutzen ihn nicht mit unnötigen Denkoperationen.

Live hard, die young!“ gilt nicht mehr. Anscheinend wollen wir sogar nicht mehr neuronenmäßig rocken, sondern „biedermeiern“. Bloß keine Risiken eingehen, bloß nicht anecken, bloß nicht auffallen. Aber das muss man auch nicht. Denn selbst Wissenschaftler bestätigen das, was Eltern längst wissen. In jedem Kind steckt ein Genie, das Genie der Mediokrität, die quantified mediocrity. Was will man mehr?

Da surft man gerne und routiniert mit auf der Algorithmusspirale, die von Durchschnittswerten nur so wimmelt und alle Ausreißerwerte in ihre Tiefen verschlingt und vom Abheben hindert. Aber für uns Deutsche sollte das kein Problem sein.

Denn in Deutschland „blieb die Triebregulierung des Einzelnen hier in besonders hohem Maße auf das Vorhandensein einer starken, äußeren Staatsgewalt abgestimmt“, wie es der Soziologie Norbert Elias formulierte. Statt menschlicher Regenten haben wir nun algorithmische Regenten, die uns sagen, was uns „gefällt“ und „nicht gefällt“.

Hapifork ist auch so einer, der neue Maßstäbe für die quantified mediocrity setzt. Eine königliche Gabel, die die Frequenz festhält, mit der sie pro Minute in den Mund geführt wird. So soll etwa Verdauungsproblemen vorgebeugt werden. „Gefällt mir“. Oder der smarte Mülleimer, der seinen Inhalt registriert und an das Rathaus weiterleitet - nur um sicher zu gehen, ob richtig getrennt und gecyclet wird. „Gefällt mir“ auch.

Vor diesen Hintergrund kann man den BER nur als kongenialen Antipoden dieses ganzen quantified mediocrity-Mentalität verstehen, als symbolisches Kunstwerk einer stillen und mediokren Revolution von innen. Denn das Projekt lehnt sich an Humboldts Bildungsideal und Lessings Wissenskonzept an und treibt dieses durch seine ständigen Verzögerungen des Eröffnungstermins ins Extrem. Aktuell soll es irgendwann im Jahr 2020 sein.

Nicht das Ziel ist entscheidend, sondern der Prozess selbst. Deshalb folgt der BER-Ausschuss dem Rat des Konfuzius: „Der Bauvorgang des BER ist das Ziel.“

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.





















                                                                     
                     
 


                                                  
                                                                                                                                                                    © bertha stein