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Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.

Der Vierte Karenztag.
Krank oder nicht krank?
Bereit und nicht bereit.
Der Tag der Entscheidung.
Für den asketischen Rückzug.
Für die gedankliche Freiheit.
Der Vierte Karenztag.


                                                                                                                       
                                         
Meine Universität
Inklusives Indonesien“
24.02.2018
Wie jedes Jahr veranstaltete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales auch letzten Dezember die Inklusionstage in Berlin. Dieses Mal wollte man über den Tellerrand schauen und betrachtete sich Inklusion - also das Ziel der Teilhabe aller an der Gesellschaft - in anderen Ländern. Der Fokus konzentrierte sich auch auf Entwicklungsländern.

Da der obligatorische, weil pädagogisch wertvolle modus interactionis nicht fehlen durfte, kamen zwölf Foren mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zum Einsatz. Aber da „wir alle uns entscheiden mussten, welche der interessanten Foren wir besuchen, konnten [wir] nicht alle Projektpräsentationen erleben“. Deswegen bekamen alle Teilnehmer eine inhaltliche Zusammenfassung nachgereicht - selbstverständlich inklusionsgerecht gestaltet.

Bei näherer Betrachtung dieser Broschüre stellt sich die Frage: Bedeutet inklusionsgerecht zunächst ein sich zwischen DIN-A2- und DIN-A3 bewegendes Format (damit auch Sehgeschädigte teilhaben können?) und ein Grußwort der Bundesministerin für Arbeit und Soziales in deutscher und englischer Sprache (warum nicht in Brailleschrift?). Oder ist es doch eher die idiotische und nicht idiotensichere Aufbereitung der einzelnen Foren?

Man fragt sich, ob es eine dramatische Verwechslung gab. Man fragt sich, ob man eine Broschüre mit Darstellungen der Siegeswerke aus einem Kinderzeichenwettbewerb in der Hand hält oder ob man schon ganz senil ist. Soll man hier mit karnevalistischen oder psychiatrischen Kategorien operieren?

Bei genauerer Inspektion stellt sich heraus, dass man in der Tat die Zusammenfassungen der einzelnen Foren im gezeichneten Comicstil in seinen Händen hält. Ein Bildchen hier, ein Bildchen dort und da einige Sprechblasen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer aber lässt sich erkennen: zumindest konnten - mit ihren mehr oder weniger künstlerischen Begabungen - einige zweitklassige, ausrangierte Comiczeichner etwas Geld verdienen. Immerhin.

Eine solch didaktisch wertvoll konzipierte Darstellung eines Forums, weil visuell sprachlich und bildlich stimulierend, war „Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen.“ Und wo könnte diese Thematik noch wichtiger als in Deutschland sein? Stimmt. Auf den Philippinen.

Dort wurde das Projekt „Philippine alliance of women with disabilities“ ins Leben gerufen. „Wenn etwas einer philippinischen Frau passiert, passiert das allen Frauen.“ Gut zu wissen. Nur was ist, wenn etwas einer deutschen Frau passiert? Passiert das dann auch allen Frauen? Oder nur der einen deutschen Frau? Oder allen deutschen Frauen? Oder überhaupt keiner Frau?

Ein etwas andere Ziel verfolgt „inklusives Indonesien“. Es möchte die „Bekämpfung von Diskriminierung und Stigmatisierung von Frauen und Kindern mit Behinderungen in Zentraljava“ erreichen. Oder aber das Projekt „Urban Agenda“, welches eine „nationale und regionale Strategie für Barrierefreiheit in der Stadtentwicklung Ecuadors“ konzipiert.

Wiederum ein weiteres Forum beschäftigte sich mit der „Katastrophenvorsorge für Menschen mit Behinderungen“, zum Beispiel mit dem Projekt „Gemeinschaftsbasierte inklusive Katastrophenvorsorge“ in Bangladesch. Unter anderem soll hier „Bewusstsein [ge]schaffen“ werden für Menschen mit Behinderungen.

Im Getümmel dieser sinnvollen-sinnfreien (?), innovativen Projekte, drängt sich aber auf: Wo bleibt das Bewusstsein für die gesellschaftlichen Zusammenhänge, für Armut, für Korruption? Wo bleibt das Bewusstsein um das Wissen des eigenen okzidentalen Reichtums? Wo bleibt das Bewusstsein für diese dekadente Form des philanthropisch-humanistischen Eskapismus? Ist nicht auch das inklusives Bewusstsein?

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.





















                                                                     
                     
 


                                                  
                                                                                                                                                                    © bertha stein