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Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.

Der Vierte Karenztag.
Krank oder nicht krank?
Bereit und nicht bereit.
Der Tag der Entscheidung.
Für den asketischen Rückzug.
Für die gedankliche Freiheit.
Der Vierte Karenztag.


La société postféodale
Soziale Probleme“ gleich „unlösbare Probleme“
05.08.2018
Soziale Probleme werden als starre Antinomien verkauft. Gegen die diffusen Kräfte wie der bösen Globalisierung, der ausschließlich menschenverursachten Erderwärmung oder der aufmüpfigen Digitalisierung ist man schließlich machtlos - wie während der Feudalherrschaft mit ihrer gottgegebenen Ordnung.

Das Gehirn ist ein faszinierendes Organ. Es verwandelt physikalische Reize in Farben, Gerüche oder Geschmäcker. Ohne dieses persönliche Wechselstübchen wäre das Leben ganz schön eintönig. Kein Azurblau des Meeres, kein Bouquet des Lavendels, keine Brombeernote des Rotweins.

Deswegen muss der neuronale Klumpen gepflegt und gehegt werden. Je mehr er benutzt wird - vorausgesetzt es gibt etwas zu gebrauchen -, desto mehr Struktur und Kohärenz bekommt der Haufen. Lernt man eine neue Sprache, verändert sich nicht nur der Hippocampus, der mit dem Gedächtnis assoziiert wird, sondern auch andere Gehirnregionen, wie etwa der präfrontale Kortex, der maßgeblich an kognitiven Funktionen beteiligt ist, wie der Handlungssteuerung und -planung.

Doch die meisten essen lieber Blumenkohl als den ihrigen hinter der Schädeldecke zu benutzen. Ob ritual-kannibalistischer Humbug dahinter steckt, sei dahin gestellt. Denn klüger wird man mitnichten, liebe Blumenkohlgourmands. Außerdem gibt es Google, Siri und Alexa. Sie sind Rechner, Wörterbuch und Gute-Laune-Macher in einer Maschine. Sie erleichtern, verschönern und bereichern das Leben - was man von unserem Gehirn nicht sagen kann.

Denn das macht nur Ärger im Paradies. Wer nachdenkt, stößt auf Widersprüche. Wer auf Widersprüche stößt, wird unsicher. Und wer unsicher ist, ist unsicher mit sich selbst, unsicher mit den anderen, unsicher mit der Welt. Deswegen begeben sich viele in die Wahrnehmungsquarantäne: Augen zu und durch.

Im Hohen Haus scheint sich diese Taktik herumgesprochen zu haben. Frank-Walter I. aus Detmold ist seit einiger Zeit wegen eines Augenleides in Behandlung. Von der Position des politischen Saulus zum gewissenhaften Paulus katapultiert, kann er sich solch eine soziale Wahrnehmungsabstinenz im Schloss „der schönen Aussicht“ Bellevue nicht mehr erlauben. Schließlich will das Volk mit moralischen Floskeln gestillt werden.

Jedoch müssen mithilfe dieser quarantänenmäßig-politischen Wahrnehmungstaktik nationale Probleme, wie Bildungsinflation, Wohnungsmangel oder Landflucht benannt werden. Deswegen weist man gleichzeitig auf ihre Unveränderbarkeit hin. Man verkauft diese sozialem Missstände als starre Antinomien unserer Gesellschaft und greift zum politischen Joker, nämlich der Ohnmachtskarte à la Luhmann: „Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern“.

Auf individueller Ebene mag das zwar stimmen, doch nicht auf politischer - es sei denn man möchte es sich wie damals in Versailles bequem machen und verbarrikadiert sich mit Sahnetörtchen und Bordeaux räumlich und somit auch psychologisch von der sozialen Lebenswirklichkeit. Dann sind einem in der Tat die Hände gebunden und das Ancien Régime mit seiner feudalen Gesellschaftsstruktur lässt grüßen - nur dass heute Gott als Totschlagargument nicht mehr wirkt.

Stattdessen wechseln sich diffuse und dunkle Mächte in dieser Rolle Gottes ab. Mal ist es die böse Globalisierung, ein andermal die ausschließlich menschenverursachte Erderwärmung und ein weiteres Mal die aufmüpfige Digitalisierung - und die modernen postfeudalen Herrscher sind diesen hilflos ausgeliefert.

Doch dieser Hilflosigkeits-Joker wirkt nicht mehr. Stattdessen befeuert er seinen eigenen Untergang mit dem Schlachtruf: Adieu la société postféodale!

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.





















                                                                     
                     
 


                                                  
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