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Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.

Der Vierte Karenztag.
Krank oder nicht krank?
Bereit und nicht bereit.
Der Tag der Entscheidung.
Für den asketischen Rückzug.
Für die gedankliche Freiheit.
Der Vierte Karenztag.


                                                                                                                       
                                         
Impression aus dem Alltag
Zwischen Funktionalität und Pseudogefühl
08.03.2018
Eigentlich ist es nur eine Petitesse. Aber es ist eine mit nicht allzu geringer Aussagekraft. Denn sie verdeutlicht unser gesellschaftlich verdorbenes und entstelltes Verhältnis zum Genuss, zum Schönen und zu uns selbst. Der „Kopf-Entspannungs-Tee“ und andere Teesorten exemplifizieren das nur zu Gute.

Begegnet man auf Reisen einer fremden Person mit ihrer von funktionalen Necessaires überhäuften knallroten Jacke, so kann man mit genauer Treffsicherheit sagen: Sauerkraut und Weißwurst sind nicht weit weg. Denn Funktionsjacken sind des Deutschen Lieblingskleidungsstück - und zum Erkennungsmerkmal deutscher Touristen auf der ganzen Welt geworden.

Das durch Reisen vermittelte Gefühl der Freiheit wird neu erfunden. Das verdeutlicht Jack Wolfskin mit seinem Werbeslogan „Draußen zu Hause“. Die ganze Welt ist für uns offen, die ganze Welt ist unser zu Hause, die ganze Welt ist eine Familie. Das ist natürlich vollkommener Kokolores. Familie ist Familie und die Welt ist die Welt. Aber es ist ein Paradebeispiel für die intellektuell verwirrten Verrenkungskünste des homo sapiens oder an Nietzsche anlehnend der „blonden Bestie“, die sich in all unsere Lebensbereiche breit macht.

Privates wird zum Öffentlichen, Ernst wird zum Spaß und Arbeit wird zur Beschäftigungstherapie. Wo bleibt unsere Brigade der salonfähigen psychiatrisch-psychologischen Sprachrohre à la Spitzer und Co.? Sind das etwa keine ernst zu nehmenden Symptome, die es massentherapeutisch im digitalen Sitzkreis zu kurieren gilt?

Genussfähigkeit wäre zum Beispiel solch ein Therapieziel. Aber alle Begriffe, die sich um wahren Genuss und um wahre Muße drehen, sind mittlerweile zu Schimpfwörtern geworden. Stattdessen gehört das Larmoyante der Pseudovielbeschäftigten zum guten Ton, in dessen Wogen man sich suhlen mag. Schon Odo Marquard formulierte pointiert: „Ich ächze, also bin ich, und zwar nützlich.“ Je ächzender und krächzender, desto zu ächtender und zu kränkelnder, müsste man richtigerweise heute konstatieren.

Dieser Grundsatz gilt auch für die Sphäre des Genusses und des Schönen. Nicht das Erlebnis sui generis, sondern die Anzahl der Erlebnisse werden gejagt. Jedwedes Genusserlebnis stellt eine kleine Siegestrophäe im kleinkarierten Vitrinenschrank der Oberflächlichkeit dar. Quasi wie die abgehackte „To-Do-Liste“, auf der wieder ein „Do“ geschafft wurde. Das erlebend-sinnliche Momentum der qualitativen Erfahrung spielt hier eine untergeordnete Rolle.

Ähnliches gilt für das Schöne. Das Gefühl für das Nuancierte, das Distinguierte. Es geht verloren. Ästhetischer Kitsch und Obszönitäten werden verlangt. „Troglodytischer“ Ästhetizismus ist gefragter denn je. Man präferiert das Einfache gegenüber dem Komplizierten.

Menschen, deren Verhalten vorhersagbar ist. Nullitäten, deren Genüsse vorhersagbar sind. Ausgelöschte Persönlichkeiten, deren Schönheitsempfinden vorhersagbar sind. Das ist erwünscht. Oder anders formuliert: Funktionalität in seiner reinsten Form. Das interesselose Wohlgefallen muss man verzweifelt suchen. Genauso wie unbefleckte Sensationen.

Es gibt den „Kopf-Entspannung-Tee“, den „Guten-Morgen-Tee“ oder den „Sweet-Dreams-Tee“. Obszöner kann Teegenuss nicht zelebriert und zum kultivierten Happening hochstilisiert werden. Das ästhetische Momentum des Genuss wird zur puren Funktionalität deformiert und in den Nullitätsköpfen eingepflanzt. Kamillentee wird nicht getrunken, weil man Lust hat. Kamillentee wird getrunken, weil man Magenprobleme hat.

In diesem Sinne ist der „Kopf-Entspannungs-Tee“ eigentlich nur eine doppelte Vorsichtsmaßnahme. Denn genügend entspannte, blonde Köpfe okkupieren das Land.

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.





















                                                                     
                     
 


                                                  
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