Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der
bürokratischen Konformisten.
Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und
Antiliberalist etikettiert.
Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden
zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in
voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.
Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines
sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden
dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der
Diffamierung und Beleidigung.
Wir leben…..
Und es könnte noch unbegrenzt
so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und
um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand
der Vierte Karenztag. Hier
sollen
unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher
betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den
stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom
jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen
Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere
im Tag 4 soll
diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer
zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt.
Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz.
Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten
Karenztag zum
Feiertag zu erheben.
Die
Tat von Hanau
Die
paranoide Gesellschaft
20.02.2020
Die
vorschnelle Schlussfolgerung, bei dem Täter in
Hanau handele es sich
um eine rechtsextremistische Tat, weist auf ein
gravierendes Problem
in unserer Gesellschaft hin. Eine psychologische
Analyse.
Kaum
geschieht eine solche schreckliche Tat wie in Hanau,
schon beginnen die ersten Vorwürfe und
Schuldzuweisungen.
Insbesondere aus links-grüner Ecke erheben sich
die mahnenden
Stimmen gegen den Rechtsextremismus. Doch warum
springen so viele,
wild und unüberlegt, auf diese
Rechtsextremismus-Schiene? Ein Blick
in die Psychologie hilft hier weiter, genauer
gesagt eine
sozialpsychologische Theorie.
Die
Attributionstheorie
beschreibt die Art und Weise, in der eine Person
Informationen nutzt,
um soziale Situationen zu erklären. Auf Hanau
übertragen: Wie
fällen Beobachter ihr Urteil über die Motive des
Täters? Weil
grundsätzlich niemand die Gedanken eines anderen
lesen kann, fallen
die Interpretationen für die Gründe der Tat
unterschiedlich aus.
Ist der Täter verrückt oder gar rechtsextrem, oder
war seine
Situation so verzweifelt, dass er zur Waffe griff?
Wer
sich für die erste Erklärung entscheidet, führt
laut Psychologen,
eine dispositionale Attribution durch. Einfach
gesagt, man meint die Gründe für das Verhalten
liegen in der
Person. Das heißt, sie redet viel und gerne, weil
sie von der
Persönlichkeit her extravertiert ist. Wer
jedoch die äußeren Umstände als ausschlaggebend für
das gezeigte Verhalten betrachtet,
attribuiert
situativ, fachmännisch gesprochen. Das
viele
Gerede kommt daher, dass die Person einen Vortrag
hält.
Zurück
zu Hanau: Weil
das
schreckliche
Ereignis
von
den meisten nicht in objektiver,
unvoreingenommener Weise
beobachtet wird, konzentrieren sich die Beobachter
auf das, was sie
zu sehen erwarten oder sehen wollen. Wer möchte,
dass es sich in
Hanau um eine rechtsextremistische Tat handeln
soll, sucht nach
kleinsten Hinweisen, um seine Erwartungen zu
bestätigen. Sprach der
Täter irgendwie negativ über Ausländer und
Migranten oder
sympathisierte er gar mit rechtsextremistischen
Gedanken? Zack, wird aus einer Mücke ein Elefant
gemacht, der Täter
zum rechtsextremistischen Terroristen
hochstilisiert.
Weil
Menschen grundsätzlich dispositionale Faktoren
überbewerten und
situative Faktoren unterbewerten, muss der Täter
von Hanau,
zumindest nach links-grüner Logik, rechtsextrem
sein. Der
Sozialpsychologe Lee Ross bezeichnete dieses
Phänomen als
fundamentalen Attributionsfehler. Dem Täter wird
also mehr
zugeschrieben als er tatsächlich ist. Doch warum?
Nach
dem Sozialpsychologen Harold Kelley fügen
Menschen, ihnen fehlende
Informationen einfach hinzu. Sie greifen dabei auf
ihre Vorstellungen
zurück, warum Personen bestimmte Verhaltensweisen
zeigen. Weil viele
der festen Überzeugung sind, dass
rechtsextremistische Motive die
Ursache für die Schreckenstat in Hanau seien,
werden andere
potentielle Ursachen abgewertet und nicht
beachtet. Man sieht nur,
was man sehen möchte.
Psychologen
sprechen hier von sogenannten Attributionsfehlern.
Da gibt es zum
einen den „Falscher-Konsensus-Fehler“. Diese
besagt, dass wir
glauben, dass andere Menschen im Allgemeinen die
eigenen persönlichen
Einstellungen und Überzeugungen teilen. Ein
Beispiel: Jemand meint,
dass schon die kleinste Kritik an Ausländern und
Migranten als
rechtsextrem einzustufen ist. Trifft er nun
jemanden, der Probleme
bei der Integration muslimischer Einwanderer
anspricht, steckt er
diesen sofort in die rechtsextremistische
Schublade. Doch das muss nicht unbedingt stimmen.
Schließlich hasst
man längst nicht jemanden, nur weil man diesen
kritisiert. Dafür
hat
man, hoffentlich, rationale Gründe.
Zweitens,
gibt es die „Salienz“. Menschen sind träge und
nutzen ungern
ihren Denkapparat. Was ihnen direkt ins Auge
springt, ihre erste
Interpretation der Ereignisse, nehmen sie als
wirklich wahr. Weil
viele in der Tat von Hanau direkt
rechtsextremistische Motive sehen,
bleiben sie bei dieser Schlussfolgerung. Über die
Richtigkeit dieser
Hypothese denken sie nicht weiter nach.
Des
Weiteren
möchten Menschen ihr Selbstwertgefühl erhalten
oder
verbessern. In vielen Kreisen bedeutet das sich
auf der richtigen,
guten Seite zu wähnen: Indem man politisch
korrekt, gendersensibel
spricht und Tendenzen bekämpft, die, ihrer
Auffassung nach, den
gesellschaftlichen Zusammenhang gefährden.
Zynisch gesprochen,
bietet Hanau genau diese Plattform der
moralischen
Selbstinszenierung. „Wir“ sind die Guten und
wissen, was richtig
ist und „jene“ sind die Bösen, denen nicht
geholfen werden kann.
All
diese
psychologischen Mechanismen bringen die Menschen
mehr und mehr
von den realen Geschehnissen und ihren
Interpretationen hin zu
wahnhaften Vorstellungen. Es hat schon fast
paranoide Züge, wenn in
allem und jedem rechtsextreme Tendenzen gesehen
werden. Diese
böswillige Auslegung von Motiven zeugt von
persönlicher
Verunsicherung und einem tiefgreifenden
Misstrauen gegenüber seinen
Mitmenschen. Gerade das spaltet die
Gesellschaft.
Eine
etwas
dickere Haut und ein kühler Kopf würden in
diesen nervösen
Zeiten allen gut tun. Sonst steigert sich diese
ganze Sache peu à
peu. Und vielleicht könnten Sie schon morgen als
rechtsextrem
gelten, weil Sie nur grimmig auf einen ausländischen
Mitbürger
schauen.
In
einem
Teil Deutschlands hatten wir schon so etwas
Ähnliches, nur in
politisch-umgekehrter Form. Es galt nur eine
Meinung. Alle
Andersdenkende waren Staatsfeinde.
Möchten
wir,
als
vereintes Deutschland,
wirklich in einer solchen paranoiden
Gesellschaft mit
umgekehrten Vorzeichen leben?
Einer Gesellschaft voller Misstrauen,
Streitsucht und Rechthaberei?
Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der
bürokratischen Konformisten.
Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und
Antiliberalist etikettiert.
Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden
zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in
voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und
Diskussionen.
Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines
sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden
dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der
Diffamierung und Beleidigung.
Wir leben…..
Und es könnte noch unbegrenzt
so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen
und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren,
entstand der Vierte Karenztag. Hier
sollen
unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher
betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für
den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten
und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom
jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen
Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden.
Insbesondere im Tag 4 soll
diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer
zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt.
Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz.
Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten
Karenztag zum
Feiertag zu erheben.