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Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.

Der Vierte Karenztag.
Krank oder nicht krank?
Bereit und nicht bereit.
Der Tag der Entscheidung.
Für den asketischen Rückzug.
Für die gedankliche Freiheit.
Der Vierte Karenztag.


                                                                                                                       
                                         
Der Intellektuelle
Wie der Held zum Antihelden wurde
22.03.2018
Einst bewunderte man den Intellektuellen, heute verachtet man ihn. Er wird zum notgedrungen-tolerierten Nonkonformisten. Aber warum ist das eigentlich so?

Es gab mal eine Zeit, da wurden der Intellektuelle oder der Künstler bestaunt. Mit Ehrfurcht schaute man auf ihn hinauf und bewunderte ihn für seine Schaffenskunst oder seine Persona; so wie es für ein Idol typisch ist. Er war einer, der für Otto Normalverbraucher außerhalb des zu Erreichenden lag, einer der unnahbar war. Man kann auch sagen: ein geachteter Nonkonformist.

Damals wusste man das zu schätzen. Man wusste auch, ob man einer von seiner Sorte war oder nicht. Man wusste es und akzeptierte es. So einfach war es. Gleichzeitig verehrte man den Nonkonformisten aus der Distanz und bewunderte ihn für seine Andersartigkeit, ja seine Unnahbarkeit. Das war das konstitutive Element, was ihn definierte und so fesselnd und reizvoll an ihm war. Aber diese Faszination für das Distanzierte ist mittlerweile verflogen.

So wird das Unnahbare zum Nahbaren, der Normalo zum YouTube-Helden. „Man sollte entweder ein Kunstwerk sein oder ein Kunstwerk tragen“, sinnierte schon damals Oscar Wilde; unwissend, dass es noch heftiger werden kann. Nun sind wir Kunstwerk und Kunstwerktragende in einem oder - massenmedial formuliert - Voyeur und Exhibitionist in einem; sozusagen der Lebenskünstler als Bewohner der Postmoderne. „Anything goes“ eben. Aber mit ihm, da ging auch die Faszination für den intellektuell-künstlerischen Nonkonformisten.

Stattdessen schlägt die Stunde des Regenbogenpresseintellektualismus. Die Welt ist nämlich zum „global village“ geschrumpft und wir sind die „Globetrotter“, also die globalen Trottel, die sich gegenseitig auf die Pelle rücken, uns dabei unentwegt entmystifizieren und gleichzeitig vor dieser Nähe erschrecken. Fluchtartig suchen wir deswegen die Ferne, mit der Hoffnung dort einen frischen Atemzug machen zu können. Aber auch dort ersticken wir. Denn vor dem Regenbogen und uns selbst können wir nicht fliehen.

Vielleicht liegt hier der Grund für die Abneigung gegen das Differente, so wie es der heutige Nonkonformist exemplifiziert? Der 0815er Typ will so sein wie er, erreicht auch seinen Heldenstatus - etwa als Influencer oder Instagram-Sternchen - aber er weiß, dass es vergeblich ist. Denn er ist ein fader Kopist, der nach dem Unerreichbaren strebt. Psychologen sprechen von kognitiver Dissonanz. Und wenn sie nicht aufgelöst werden kann, weil etwa das Durchschlagpapier zu schwach ist um dieses Faktum zu akzeptieren, folgen Frustration und Aggression.

Deswegen richtet sich die angestaute Wut gegen das Objekt der Begierde. Deswegen wird das Anspruchsvolle zum Hassobjekt; weil der geborene „Mediokrat“ zu schwach ist zu ertragen, dass sich die Wut eigentlich gegen ihn selbst richtet; weil er nicht akzeptieren will, dass er ein farbloses Abbild des Originals ist.

Schuld sind immer die anderen. Geschenkt. Aber dieses innerpsychische Emotionspendel zwischen Idealisierung und Verachtung des Helden gepaart mit Minderwertigkeitskomplexen muss irgendwie aufgelöst werden. Ein hysterisches Emotionsbrötchen hält keiner auf Dauer aus.

Um den Hysteriebelag vom Brötchen zu bekommen, gibt es nun zwei Möglichkeiten: eine gediegene und eine ruppigere. In der kultivierten Variante packt das Fernweh die Kopie, sei es die exotische Kultur der indigenen Völker oder die kalte, raue Natur der Rocky Mountains. Egal. Der Rausch der Sinne kennt keinen Ort. Die kognitive Dissonanz? Aus den Augen aus dem Sinn! Die Minderwertigkeit? Die ganze Welt steht ihm doch offen!

In der primitiven Variante hingegen wird der Adler‘sche „Wille zur Macht“ ostentativ ausgelebt. Weil der überambitionierte Konformist seine Mediokrität nicht akzeptieren will, aber gleichzeitig zum Distinguierten gehören will, soll der Nonkonformist sein Wesen aufgeben. Man zeigt dem intellektuell-künstlerischen Nonkonformisten, wo sein Platz ist: nämlich im Sog der konformistischen Bande. Er muss mit allen Mitteln einverleibt werden.

Denn ehrlich: Was kann er schon gegen die Überzahl der uniformierten Meinungskonformisten anrichten? Nichts! Eben. Deswegen bleibt ihm als Ausflucht nur das Aperçu Epikurs: „Lebe im Verborgenen!“ Die Konsequenz? Der aufgezwungene Rückzug des Nonkonformisten, vom gefeierten Helden zum gehassten Antihelden. So haben sich die Zeiten also gewandelt.

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Doch es dominiert eine Meinung, nämlich die Meinung der bürokratischen Konformisten.

Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Doch wer von der einen Meinung abweicht, wird als Gegner und Antiliberalist etikettiert.

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch Gedanken werden zunehmend mit Meinungen vermengt und finden ihren Höhepunkt in voreingenommenen, tendenziösen Berichterstattungen und Diskussionen.

Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Doch statt eines sachlichen und gepflegten Schlagabtausches mit Andersdenkenden dominiert eine vorurteilsbehaftete Diskussionskultur der Diffamierung und Beleidigung.

Wir leben…..

Und es könnte noch unbegrenzt so weitergehen. Ein Widerspruch folgt auf den anderen. Deswegen und um diese eklatante Gegensätzlichkeit zu exemplifizieren, entstand der Vierte Karenztag. Hier sollen unterschiedliche Themen gesellschaftskritisch aus verschiedenen Blickwinkeln näher betrachtet und analysiert werden. Je vielfältiger die Perspektiven, desto besser für den stattfindenden Diskurs - einem Diskurs, der einen kultivierten und vorurteilsfreien Umgang pflegt, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Es soll sich somit mit unterschiedlichen Themen nicht meinend, sondern gedanklich und dementsprechend kritisch auseinandergesetzt werden. Insbesondere im Tag 4 soll diesem gerecht werden. Wohingegen das Foyer zum unterhaltsamen Ein- oder Ausklang auf jeglicher Ebene einlädt. Skurriles, Absurdes und Erwähnenswertes finden hier ihren Platz. Jeder ist willkommen mitzumachen und den Vierten Karenztag zum Feiertag zu erheben.





















                                                                     
                     
 


                                                  
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